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Der Zwischenruf (von Ralf Driesner)

Aller guten Dinge sind....wieviel?

Ja, das ist diesen Monat die Frage. Nachdem der Sommer sich schon nicht entscheiden konnte, ob er uns nun mit trockener Hitze backen oder mit extremer Schwüle dünsten soll, wird uns das Leben auch im Herbst nicht leichter gemacht. Haage & Partner kündigten nun einen AmigaOS-Emulator auf QNX-Basis an.

Ich bin ehrlich....ich habe manchmal schon Probleme beim Kaffeekauf. Hat mir das braune Pulver von letzter Woche nun gemundet? Soll ich ein anderes ausprobieren? Oder lag es doch an der Kondensmilch, deren chemische Halbwertzeit möglicherweise schon überschritten war?

Amiga-User gehören einer aussterbenden Rasse an. Die alte Hardware kompostiert schon langsam vor sich hin; will dringend abgelöst werden. Im Wochentakt werden nun neue Boards, Emulatoren, Betriebssysteme - und welche, die es werden wollen - angekündigt, und jetzt noch ein neuer Emulator auf Basis eines uns zumindest namentlich bekannten Betriebssystems (QNX).

Eine technische Wertung wird wohl erst mit der Verfügbarkeit möglich sein. Rein strategisch kommt dieser neue Emulator jedoch zur Unzeit. Wer soll ihn kaufen? Wer will ihn kaufen? Oder ist das ganze am Ende nur der berühmte Wadlbeißer-Effekt, um Amiga Inc. zur Eile anzutreiben?

So oder so....die Situation erinnert sehr stark an einen Kampf vergangener Zeiten. WarpUP oder PowerUP? Das Ende ist jedem bekannt: Insolvenzen, gemeinsamer Stillstand, Dampfplauderei und gegenseitige Schuldzuweisungen.

Soll ich nun auf der alten Maschine bleiben? Oder wird's doch ein bPlan- Board? AmigaONE will auch gekauft werden, und wie steht's mit all den vielen Spielzeugen, die uns Amiga, Inc. in Form des besseren PDAs versprochen hat?

Wieder einmal wird es Zeit, die Akteure an einen Fakt zu erinnern: Der Markt ist klein. Und gekauft wird nur bei einem klaren Kurs. Zu viele Amiga-User haben in der Vergangenheit schon Fehlkäufe getätigt. Also...was tun?

Lösung: Abwarten und Teetrinken. Keine verfrühten Käufe von halben Lösungen, solange nicht klar ist, ob ein Unternehmen mal wieder eine schnelle Finanzspritze braucht oder wirklich solide, vernünftige Hard- und Softwaretechnik auf den Markt bringt.

Die renommierte Süddeutsche Zeitung schrieb am 31.08.2001 auf Seite 21 ("Computerbranche in der Flaute - Entdeckung der Langsamkeit") von der Müdigkeit des Verbrauchers, viel Geld für subjektiv unnötige Technik auszugeben. Auch wenn sich dieser Artikel eher auf die neue Generation von Intel- und AMD-Prozessoren bezog - die aktuelle Flaute im Halbleiter- Bereich ist auf die Marktsättigung in diesem Segment zurückzuführen -, steht es uns allen gut an, kritisch und mit einem gesunden Finanzgebahren alle Neuentwicklungen auf ihre tatsächliche Qualität und ihre Notwendigkeit hin zu untersuchen.

Ob sich jedoch dieser weitere Konkurrenzanwärter positiv oder negativ auf den Amiga-Markt auswirken wird, vermag ich nicht im Kaffeesatz zu lesen. Darum auch mein obiger Rat: Teetrinken; vielleicht hilft's ja?!

Lebt lang und erfolgreich

Euer

Ralf Driesner <global-dries@gmx.de>

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